Der Vorsitzende der Mittelstandsunion Holger Bormann sieht eine Pleitewelle auf Wolfenbüttel zurollen.

Auf Teile des Mittelstands in Wolfenbüttel rollt möglicherweise eine Pleitewelle zu. Davor warnt der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, Holger Bormann. Vor allem die Gastroszene und den Veranstaltungsbereich sieht er in Gefahr. „In der Stadt und im Kreis Wolfenbüttel könnte es einige Betriebe geben, die die Corona-Pandemie wirtschaftlich nicht überleben werden“, sagt Bormann, der selbst Geschäftsführer eines Autohauses ist.

Gerade erst habe er mit Dirk Wöhler, dem Präsidenten des Bundesverbandes Discjockey (BVD) gesprochen. Im Veranstaltungsbereich davon betroffen seien nicht nur Musiker und Entertainer, sondern auch all jene, die zum Beispiel bei den Veranstaltungen Zelte aufbauten.

Einer von ihnen ist Hartmut Winke, der einen Veranstaltungsservice betreibt. Zelte, Bestuhlungen, Geschirr, Hüpfburg für Schützenfeste und private Feiern sind seit Oktober vergangenen Jahres eingelagert. „Die Saison 2020 ist passé. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, sagt er. Bis Ende August gehe ihm mindestens ein höherer 5-stelliger Betrag flöten. Der Zuschuss der NBank sei verbraucht. Aber die Kosten seien nach wie vor vorhanden. „Die Auftragslage ist gleich Null“, sagt Winke.

„Da werden Zuschüsse gebraucht, keine Kredite“, sagt Holger Bormann. In Teilen seines Autohauses werde derzeit kurzgearbeitet: „Mit der Kurzarbeit lassen sich wenigstens die Personalkosten auffangen“, sagt Bormann. Für März und April – das ist die Zeit des Lockdowns – verzeichnet er Umsatzeinbrüche in Höhe von 60 Prozent. Im Mai sei das Geschäft mit den Gebrauchtwagen langsam wieder angelaufen. „Im Juni tasten wir uns an die Normalität wieder heran. Aber das Geschäft mit den Neuwagen ist immer noch schwierig.“

Ein Lichtblick in der Wolfenbütteler Gastroszene: Die Restaurants „Oliveto“ an der Langen Herzogstraße und „Zum Glück“ im Löwentor, die kurzfristig nach dem Lockdown geöffnet und dann aufgrund geringer Besucherzahlen wieder geschlossen worden waren, hat Inhaber Peter Schittko gerade wieder geöffnet. Auf große Resonanz stößt Bormann mit dem Livestream „Menschen, Firmen, Geschichten“ auf facebook. Der Mix aus Informationen über die lokale Wirtschaft und Unterhaltung, der aufgrund der Corona-Pandemie nach einer Idee von Michael Heimbs aus der Taufe gehoben worden war, kommt beim Publikum gut an. Seit dem 28. März gab es 15 Sendungen. Die Zuschauer haben rund 85.000 Minuten im Internet geschaut.

Die Sendung geht derzeit in eine kurze Sommerpause. Am 17. Juli geht es weiter, live aus dem Clubcenter des MTV mit dessen Geschäftsführer Klaus Dünwald und dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer Gerhard Schwetje. Mit dabei werden wieder Wolfenbütteler Geschäftsleute sein, die aus ihrer Firmengeschichte erzählen und Produkte vorstellen. Derzeit entwickelt werden zwei neue Formate, mit denen die Initiative Wirtschaft Wolfenbüttel, seit vier Sendungen Kooperationspartner der MIT, einbezogen werden soll.


Von Stephanie Memmert
Braunschweiger Zeitung, 26.06.2020
Foto: Karl-Ernst Hueske