Schnell füllten sich die Reihen am Freitagabend an der Schweigerstraße im KOMM. Der Jahresempfang der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Wolfenbüttel (MIT) stand am Abend bevor.

Über 200 Mitglieder und Gäste kamen. Doch einer fehlte bei der Veranstaltung. Und das war der Vorsitzende Holger Bormann, der erkrankt war. Stellvertretend für ihn, begrüßten deshalb Philipp Cantauw und Steffen Maschke, die mit einem Videospot und einer Bildershow als Jahresrückblick die Veranstaltung eröffneten.

„Wir haben heute Abend viel vor“, sagte Cantauw. Beide erklärten, dass für den Abend sogar ein Anmeldestopp eingelegt werden musste. „Wir freuen uns natürlich über die wachsende Beliebtheit“, fügte Maschke hinzu.

Wieder sei das Jahr äußerst bewegt gewesen. Vieles sei erreicht worden. Doch auch der Brexit werfe seine Schatten voraus. „Die Industrien stehen vor Problemen“, befürchtet Cantauw. Lagen noch vor ein paar Jahren die Themen wie Kurzarbeit an, so sind es nun Schlagwörter wie der Fachkräftemangel. „Wenn Sie durch Wolfenbüttel gehen, fällt Ihnen sicher auf, dass es ein anderes Angebot gibt“, schilderten beide. Cantauw: „Ich stehe hier, um zu warnen, aber auch, um Hoffnung zu geben.“

Und die Antwort sehe dabei ganz einfach aus und bestehe aus drei Buchstaben: MIT. Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Wolfenbüttel sei eine starke Gemeinschaft, die auch Fragen beantwortet und vor allem verankert sei. Interne Dialoge helfen, um weiter voranzukommen.

Cantauw berichtete von einem kurzen Venedig Urlaub, einer Stadt mit unzähligen Brücken. „Was es ausmacht, wenn nur eine Brücke in Wolfenbüttel saniert werden muss, haben wir in den letzten Monaten erlebt“, scherzte das Vorstandsmitglied. Kurz blickten beide auf das Hertie-Gebäude.

Die MIT will den Kaufkraftverlust stoppen und die Innenstadt wiederbeleben. Unterstützung gibt es dabei von der Industrie- und Handelskammer (IHK), dessen Präsident Helmut Streiff sich am Abend ebenfalls unter den Gästen befand. Aber auch der Landkreis versuche zu steuern, wie auch später Landrätin Christiana Steinbrügge in ihren Grußworten erzählte. Ein guter Kontakt bestehe auch zur Landesregierung, deren Landtagsvize Frank Oesterhelweg (CDU) den Jahresempfang auch für viele Gespräche nutzte, wie auch Gerald Assmann vom MIT-Bundesvorstand und Landesbischof Christoph Meyns.

Aber natürlich braucht solch ein Empfang auch zahlreiche Sponsoren. Steffen Maschke dankte im Namen des Vorstandes den zahlreichen Unterstützern und Helfern. „Die Zahl der Sponsoren wächst jährlich an. Das ist ein gutes Zeichen“, freute er sich und lud auch zu den übrigen Veranstaltungen des Jahres ein, wenn MIT unterwegs sei und zum Beispiel Betriebe anschaue.

So zählte er auch die vielen Vorteile einer Mitgliedschaft auf. „Wir bündeln alle Arbeitgeber und sind damit der größte der Region. Wir sind ein gemeinsames Sprachrohr.“ Zur noch besseren Außendarstellung lud er daraufhin alle Gäste ein, auf einer Werbewand mit Namen und Mitarbeiteranzahl zu unterschreiben. „Wir stehen gemeinsam für Wolfenbüttel. Die Werbewand werden wir zu allen Verhandlungen mitnehmen und damit Stärke beweisen“, erklärte Maschke die Kampagne und fügte an: „Wir wollen unsere Wahrnehmung nach außen noch vergrößern.“

Dann wurde die Landrätin am Rednerpult unter Applaus begrüßt. „In diesen Tagen überschlagen sich die Wirtschaftsnachrichten“, sagte sie. „Es boomt überall und spült Milliarden in die Kassen. Daran hat der Mittelstand einen großen Anteil. Sie sind der Erfolgsfaktor für Wolfenbüttel“, betonte Steinbrügge. Dass die Entwicklung noch anhalten werde, dafür sprechen wohl auch die Zahlen.

So sprach sie von 6.000 Betrieben im Landkreis mit über 21.000 Beschäftigten. „Hier gibt es eine große Vielfalt von kleinen und großen Firmen.“ Sie alle würden eine große Standorttreue haben. „Man kennt sich und arbeitet gerne gemeinsam am Erfolg.“ Auch freute sie sich über den Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bei 229.000 Arbeitslosen (5,4 Prozent) im Land. Die Prozentzahl sei auch besser, als der Bundesdurchschnitt.

Die Landrätin kündigte auch Maßnahmen für die Digitalisierung an. „Die Wirtschaftsstruktur mit der Breitbandversorgung bietet viele Pluspunkte“, meinte sie. Die Rahmenbedingungen für weitere Ansiedelungen würden stimmen. 25 Wlan-Hotspots seien geplant. Und auch mit der Ostfalia Hochschule arbeite man eng zusammen, um den Technologiefortschritt umzusetzen. Fach- und Führungskräfte werden standortnah ausgebildet und tragen zur Wirtschaftsförderung bei. „Mit der Ostfalia können wir die jungen Leute an den Landkreis binden“, beschrieb sie und gratulierte allen.

Nach dem Abendessen und dem neuen IHK-Werbevideo trat Helmut Streiff aufs Podest und richtete seine Grüße aus. Seine Festrede hatte die Überschrift „Starkes Wolfenbüttel – starker Mittelstand.“ 42.000 Unternehmen würden der IHK Braunschweig angehören, wovon 47 Prozent aufgrund ihrer Größe keine Beitrage zahlen, aber dennoch von den Vorteilen profitieren würden, erklärte der Präsident. Kurz erzählte Streiff vom Neujahrsempfang am vergangenen Dienstag in der Stadthalle.

Ein enger Kontakt bestehe zur Politik, weshalb auch viele Punkte im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung mit aufgenommen worden seien. „Die IHK wird gehört und das ist auch gut so“, stellte Streiff mit Freude fest. Er ging auch auf die Situation um weitere Gewerbeflächen ein. Gespräche mit der Landrätin und mit Bürgermeister Thomas Pink würden stets stattfinden. So soll das Gewerbegebiet „West“ in Wolfenbüttel erweitert werden. Und auch für den Technologietransfer sei das Gewerbegebiet am Exer ideal. Unterstützung versprach Streiff zu allen Vorhaben.

Und auch für den Einzelhandel, der im Wandel sei. „Die IHK steht für das Zentrenkonzept“, erklärte er weiter. Der Mittelstand sei regional verankert und habe auch Verantwortung. Und das belegt er auch wieder mit Zahlen. So seien von 2009 und 2014 die Mittelständler um 3,5 Prozent gewachsen. Das entspreche 180.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen. 305.000 Betriebe gibt es in Niedersachsen – 99 Prozent sind mittelständische Unternehmen. Ein Schwerpunkt aller sei die Ausbildung, die auch als wichtigste Aufgabe der IHK angesehen werde.

„1.600 ehrenamtliche Prüfer gibt es in Braunschweig“, sagte Streiff und sprach die Digitalisierung an. „Alle sprechen über 50 Mbit Internet. Wir sollten auf Glasfaser umschwenken, das ist zukunftsorientierter“, meinte er.

Kurz war auch die Schule das Thema. So sei ein Notstand bei den Naturwissenschaften ausgesprochen worden. „Es gibt schon Schwierigkeiten bei den Dreisätzen. Immer mehr benutzen dafür Taschenrechner“, stellte Streiff fest und will deshalb weitere Gespräche mit der Regierung führen. Eingestehen musste er sich die Situation um die Flüchtlingswelle. „Ich habe die Situation unterschätzt.“ Er dachte und hoffte, dass der Fachkräftemangel damit behoben werden konnte.

Die Sprachbarrieren seien zu groß gewesen. Und es seien nicht genügend Sprachlehrer vorhanden. Letzter Punkt seiner Festrede war der Wunsch des Bürokratieabbaus. „Wir sind vollkommen überreguliert“, erhaschte er Beifall.

Letzter Redner war der MIT-Ehrenvorsitzende Heinz Dieter EІmann, der Streiff lobte und ein Präsent überreichte. „Du bist ein guter Präsident.“

Weiterhin ging er auf die Gefahren der Digitalisierung ein. „Wir stehen vor der größten Revolutionsgeschichte der Menschheit.“ Zu wenig würde man sich Gedanken darüber machen, dass Berufe wegfallen. „Das Ehrgefühl des Kaufmanns geht verloren – der Vertrag per Handschlag.“ Mit einem Zitat von Heinrich von Kleist lud EІmann abschließend zum Verweilen ein:

Jede Minute, jeder Mensch, jeder Gegenstand kann Dir eine nützliche Lehre geben, wenn Du sie nur zu entwickeln verstehst.

Quelle: Wolfenbütteler Schaufenster vom 14.01.2018 (PDF-Version)