Die Stahlbranche gilt als wichtige Grundstoffindustrie in Deutschland und spielt damit auch eine Schlüsselrolle für die industriellen Wertschöpfungsketten der Zukunft. Noch wird bei der Stahlherstellung hierzulande allerdings mehr als 50 Millionen Tonnen CO₂ ausgestoßen. Doch es kann auch anders gehen – wie genau, dazu informierten sich 30 Mitglieder der MIT Wolfenbüttel am 09. Oktober 2024 bei einer Rundfahrt über das sieben Quadratkilometer große Werksgelände der Salzgitter Flachstahl GmbH, bei der verschiedenen Produktionsbereiche besichtigt wurden. Mit dem Leuchtturmprojekt SALCOS ® geht die Salzgitter AG mit ihrem Tochterunternehmen Salzgitter Flachstahl GmbH einen entscheidenden Schritt auf dem Transformationsweg zu grünem Stahl.

Zunächst empfing Dr. Michael Brühl, Betriebsdirektor Bereich Kaltflach und selbst MITMitglied, die Gruppe im Besucherzentrum und gab Einblicke in die Herstellung und Verarbeitung von Stahl im Allgemeinen und die zukünftige Stahlproduktion im Speziellen. Eine zentrale Rolle spiele laut Dr. Brühl dabei das SALCOS®-Programm, kurz für Salzgitter Low CO2 Steelmaking, bei dem schrittweise bis zum Jahr 2033 Wasserstoff den bisher zur Stahlherstellung benötigten Kohlenstoff komplett ersetzen und die CO₂-Emissionen damit um über 95 % senken soll. Die erste von insgesamt drei Ausbaustufen befindet sich derzeit bereits in der Umsetzung und wird nach Fertigstellung bereits zu einer Einsparung von bis zu einem Drittel an CO₂-Emissionen des gesamten Hüttenwerks beitragen.

Mit einem Shuttle-Bus des Reiseunternehmens DER SCHMIDT besichtigte die Gruppe unter fachkundiger Leitung von der Werksführerin Heike Brühl die rund 1,5 Quadratkilometer große Baustelle auf dem Werksgelände. An der Stelle, an der aktuell 365 Tage rund um die Uhr ein Hochofen betrieben wird, wird das Hüttenwerk im laufenden Betrieb nach und nach umgebaut. Es entsteht in dieser ersten Ausbaustufe bis 2026 eine wasserstofffähige Direktreduktionsanlage, ein Elektrolichtbogenofen für die Produktion von 1,9 Mio. t Rohstahl und ein 100-MW-Elektrolyseur. Neben der Baustellenbesichtigung hatten die Teilnehmenden zudem die Möglichkeit unter anderem an einem Hochofenabstich (1.400° C heißes Eisen läuft wie Wasser!) teilzunehmen und besichtigten die Warmwalzstraße, in der rotglühende Stahlblöcke in wenigen Minuten von 25 cm Dicke und wenigen Metern Länge auf zwei mm Stärke und bis zu zwei km Länge gewalzt werden.

Steffen Maschke, 1. Vorsitzender der MIT Wolfenbüttel: „Das Herz des Stahlstandortes Deutschland schlägt in Salzgitter und das nicht nur in der Gegenwart, sondern – und das freut mich umso mehr – auch in der Zukunft! Die Region Braunschweig-Wolfsburg steht für Innovation und ist Vorreiter des technologischen Wandels in zahlreichen Industriebereichen.“ Um auch in der Übergangszeit wettbewerbsfähig zu sein, wies Maschke auf Notwendigkeit von bezahlbaren Energiepreisen hin. „Wir brauchen von der Bundespolitik verlässliche, dauerhafte Entscheidungen, die einen bezahlbaren Industriestrompreis garantieren“, mahnte Maschke.

Die Resonanz der Mitglieder war so enorm, sodass ein weiterer Vortrag der MIT Wolfenbüttel gemeinsam mit Dr. Brühl vorgesehen ist, der Interessierten einen tieferen Einblick in das Projekt SALCOS® geben soll. Außerdem ist eine weitere Besichtigung nach Fertigstellung der besichtigten künftigen Produktionsanlagen in der ersten Ausbaustufe des SALCOS®-Programms in 2026 geplant.


Pressebericht Schaufenster 13.10.2024
Bild: Philipp Ziebart